Enttäuscht

Manchmal bin ich von mir enttäuscht. Nicht unbedingt wegen dem, was ich getan habe, sondern wegen dem, was ich nicht getan habe. Was hätte ich in meinem Leben nicht schon machen oder erreichen können. Ich wäre gern sportlicher und hätte gern einen muskulösen Körperbau. Vielleicht wäre ich beruflich erfolgreicher, wenn ich studiert hätte. Ich möchte in mancher Hinsicht gerne herausstechen und nicht einfach normal sein. Ich möchte mich charmant und wortgewandt an einem Gespräch beteiligen. Doch dann drücke ich mich umständlich und kompliziert aus.

Hin und wieder mach ich mir in einer ruhigen Minute Gedanken, was für ein Vater ich bin. Ich wurde mal als geduldiger Mensch bezeichnet, jedoch habe ich bei den Kindern die Grenzen der Geduld schon häufig weit überschritten.

Wie bin ich als Ehemann in der Beziehung zu meiner Frau?

Wenn gewisse Ding zu tun sind, muss man mich nicht alle halbe Jahre wieder daran erinnern, oder?

Nein, im Ernst. Es gibt Dinge, die ich nicht getan habe und im Nachhinein lieber getan hätte. Oder ich habe nichts gesagt, als es dran war etwas zu sagen.

Auch in der Beziehung zu Eltern oder Freunden gibt es diese Enttäuschung. Es kommen Gedanken des Versagens auf. Ich wäre manchmal gern ein anderer Mensch, der nie etwas Falsches sagt oder tut. Einfach perfekt.

Das Wort Perfekt bedeutet auch Vollendet. Etwas Perfektes ist abschlossen und muss nicht mehr verändert werden. Solange ich jedoch Mensch bin, bin ich nicht vollendet oder perfekt. Es gibt noch Raum für Veränderung.

Auch im Leben als Christ erlebe ich Enttäuschung und Versagen. Es sollte meiner Vorstellung nach anders sein. Lebendiger, kraftvoller, gnädiger. Die Liste könnte ich mühelos noch um viele Punkte erweitern. Der Wunsch nach einem erfüllten und ansteckenden Leben als Christ hat sich nicht so erfüllt, wie ich es mir mal vorgestellt habe.

In Galater 4,19 sagt Paulus: “… bis Christus in eurem Leben Gestalt annimmt.“ Es geht Jesus scheinbar nicht darum, dass ich ein perfekter Nachfolger bin, sondern darum, dass ich bereit bin mich von ihm Stück für Stück verändern zu lassen. Das sind keine neuen Gedanken, die ich mir zum ersten Mal mache. Ich muss mich jedoch immer wieder daran erinnern und es mir vor Augen führen, was das für mich bedeutet und wie ich es in meinem Leben umsetzen kann.

In Kolosser 3,17 heißt es: Und alles, was auch immer ihr tut oder sagt, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen.

Alles, was ich tue und sage soll im Namen von Jesus sein. Dieser Gedanke fordert mich immer mehr heraus, um so länger ich darüber nachdenke. Alles!

Unser Leben besteht aus vielen verschiedenen Bereichen, z. B. Beziehungen, Beruf, Freizeit, Finanzen, geistliches Leben, usw. Die Dinge sind je nach Menschen und Lebenssituationen unterschiedlich. Diese Dinge sind Teile des Lebens und man könnte sie als Kuchendiagramm darstellen, die gemeinsam den vollen Kreis des Lebens zeigen. Ich habe so ein Diagramm in einem Buch gefunden, das ich dieses Jahr im Urlaub zu lesen begann. Die einzelnen Inhalte des Lebens liegen als ‚Kuchenstücke‘ nebeneinander. Und genau diese Wahrnehmung hatte ich manchmal von meinem Leben. Mein geistliches Leben liegt neben den anderen Dingen meines Lebens. Und das fühlt sich für mich nicht richtig an. Ich möchte, dass mein geistliches Leben in allen Lebensbereichen vorhanden ist. Ein besseres Bild, wie ich mir mein Leben vorstelle, ist ein Wagenrad, bei dem das äußere Laufrad das Reich Gottes ist und die anderen Dinge meines Lebens die Speichen des Rades. Somit ist alles mit dem geistlichen Leben verbunden. Dieses Bild ist ein Beispiel für den Vers (Kol. 3,17).

Vielleicht kommen dir diese Gedanken bekannt vor oder du hast ein ähnliches Gefühl in deinem Leben. Dann lass uns gemeinsam neue Wege finden, wie es anders werden kann.

Einige Ideen, wie das praktisch aussehen kann, alles im Namen Jesu zu tun und sagen, können dir vielleicht helfen.

Was tust du als erstes, wenn du morgens wach wirst? Was würde es für dich bedeuten im Namen Jesu aufzuwachen? Sagst du deinem Smartphone als erstes ‚Guten Morgen‘? Wie wäre es mit einem kurzen Gebet, bei dem du Jesus begrüßt?

An dieser Stelle erinnere ich mich an Hans-Peter Royer, der ein Buch mit dem Titel ‚Nach dem Amen bete weiter‘ geschrieben hat. Ich durfte ihn bei einem Bibelseminar kennenlernen. Er erzählte, wie er mit Jesus Kaffee trinken geht und sich mit ihm unterhält, wie mit einem guten Freund. Das Gebet mit Jesus hörte nicht nach dem Amen auf.

Jesus im Laufe des Tages immer wieder anzusprechen und ihm alle Dinge zu sagen, die dir auf dem Herzen liegen – auch die Kleinigkeiten. Ich wünsche dir eine Natürlichkeit – eine Selbstverständlichkeit des Glaubens, die unabhängig von der Situation ist.

Jeder Augenblick ist eine Chance im Namen Jesu zu leben und von ihm zu lernen, wie wir im Reich Gottes Leben können. Versuche Gewohnheiten zu entwickeln, im Laufe des Tages die Gedanken durch Gebet auf Gott auszurichten. Ich denke, dass du an vielen Stellen merken wirst, wie deine Gedanken sich mehr um Gottes Reich drehen werden und weniger um dich.

Manchmal bin ich von mir enttäuscht. Und dann fällt mir ein, dass Jesus mich liebt und annimmt, so wie ich bin. Das tut gut.

V. Goosen