Entlastung? Aber bitte!

Wer wünscht sich das nicht?

Entlastung im täglichen Leben

-in der Küche, im Auto, im Büro, beim Mutter- und Vatersein, im Alter, im Herzen, in den Gedanken, im Rückblick, im Ausblick, im ….
Die Bundesregierung schnürt Entlastungspakete um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten bei steigenden Kosten.
Mit Bürgergeld, Wohngeld, Gas- und Strompreisbremse sowie Pendlerpauschale
„Wir entlasten Deutschland“ tönt es in den Zeitungen und Nachrichten. Dabei geht es hauptsächlich um finanzielle Entlastung von fast 300 Milliarden Euro derzeit.
Es hat weitreichende Konsequenzen wenn diese Entlastungspakete nicht geschnürt werden. Nicht nur auf den Ausgang der nächsten Wahl, sondern auch in der Haltung der Menschen nicht genug zu haben, nicht versorgt zu sein, ungerecht behandelt worden zu sein.
Unsere Regierung nimmt sehr viel Geld in die Hand um für Entlastung zu sorgen. Täte Sie es nicht, sähe unsere Gesellschaft anders aus. Ärmer, gespaltener, einsamer, kränker, …..?
Entlastung hat viele Facetten. Wie oben beschrieben kann Entlastung auf finanzieller Ebene geschehen, aber auch auf körperlicher Ebene kann Entlastung so manche Blockaden lösen und zu mehr Beweglichkeit führen. Wer will das nicht?
Für eigene Entlastung sorgen. Ich persönlich habe die Tendenz mir zu viel Aufzuladen. Beim Ausräumen des Autos oder dem Tragen von leeren Flaschen in den Keller. Das führt dazu, dass die Körperspannung bis in die letzte Muskelregion, auf ein Höchstmaß ansteigt. Die Aktivierung von neuen Muskelregionen kann eine belebende Erfahrung sein. Kann aber bei übermäßigem Ausleben zu Blockaden und Überlastung führen.
Wer kennt es nicht? Körperliche Überlastungssignale nach einer Umzugshilfe. Nach dem Motto: „Ich schaff das schon“ tragen wir die Waschmaschine mit bloßen Händen die Treppen hinunter oder ein sperriges Sofa einige Stockwerke nach oben. Der Tag danach hat dann seinen ganz eigenen Charakter. Je nachdem wo und wie es zwickt und zwackt. Mit Eisbeutel, Magnesium und Wärmebehandlung versuchen wir dann unseren Schmerz zu lindern. Vielleicht kommt dann noch eine Verhaltenstherapie in unserer Paarbeziehung dazu. Ich belasse es mal dabei. Jeder von euch wird da so seine Erfahrung gesammelt und seine Schlüsse gezogen haben beim nächsten Mal vielleicht auf die einen oder anderen Hilfsmittel zurück zugreifen oder das Motto: „Ich schaff das schon“ etwas genauer zu beleuchten. Möglicherweise kann daraus ein „Wir schaffen das schon“ werden „Ich schaffe das nicht mehr“. Die Entlastung der Gemeinsamkeit und Verbundenheit zulassen. Ich muss nicht alles sofort und alleine schaffen. Oder die Aussage „Du schaffst das schon“ kann uns eine unerträgliche Last aufbürden. Die Erfüllung von Erwartungen unserer Mitmenschen kann uns in eine Enge führen. Wo bleibe ich in diesem Moment? Was schaffe ich, was will ich schaffen? Was darf ich schaffen? Was darf ich liegen lassen, nicht alles in Ordnung halten. Dies kann für Entlastung sorgen wenn ich meine inneren Sätze „auf den Tisch“ lege und darüber nachdenke und vielleicht sogar mit vertrauten Menschen besprechen kann. Die Frage ist: „Wo ist die Last?“ Wo sind meine sensiblen Stellen? An welcher Stelle kippt meine innere Balance in Mühe, Unzufriedenheit, in Traurigkeit, in Zweifel, in Hochmut, in Schuldgefühle, in Bitterkeit, in Einsamkeit? Wo spüre ich die Last des Lebens am stärksten? Was sind die Dinge/Situationen die mir die Freude nehmen? Das heißt natürlich nicht, dass ich immer sprudelnde Freude haben müsste. Auch das kann eine Last sein, spätestens wenn es immer zu geschehen hat. Was engt mich ein? Die Aussagen anderer die ich fraglos übernommen habe? Sind es Botschaften die ich an mich richte? „Du bist schlampig“ „Der Klügere gibt nach“ „Ohne Fleiß kein Preis“ „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ „Ich sollte meinen Eltern gehorsam sein“ „Ich sollte Rücksicht nehmen“ „Ich sollte nicht stolz sein“ „Ich sollte nichts sagen was die Harmonie stört“
Hinter jedem der o. g. Botschaften steckt offensichtlich oder versteckt ein „Ich sollte/müsste“. In diesen Botschaften steckt das Potential einer Überlastung versteckt. Meist wird der Satz „Der Klügere gibt nach“ von Eltern an ihre Kinder gerichtet. Ich persönlich hoffe, dass in diesen Momenten, dass eine oder andere Kind nicht klug sein möchte. Es gibt genügend Momente Menschen ganz klar Grenzen zu setzen und nicht nachzugeben im Sinne von schweigen und zurück haltend sein. Prüft selbst wohin es führt wenn diese Botschaft uns und unser Miteinander immer leitet.
Entlastung kannst du erleben wenn aus dem „Ich sollte nachgeben, fleißig sein, usw.“ ein „Ich will nachgeben, fleißig sein, usw.“ wird. Ergibt es für mich Sinn immer nachgeben zu müssen, fleißig sein zu müssen. Wenn ich darin keinen Sinn sehe werde ich über kurz oder lang unter der Last der Leere leiden.
Entlastung im Gemeindeleben
Wie können wir Entlastung in unserer Gemeinde praktisch erleben und auch in die Gesellschaft weiter tragen?
Mir kommen bei diesem Thema einige Bibelstellen in den Sinn die sich mir aufdrängen:
„Kommet her zu mir alle die ihr mühselig und beladen sein. Ich will euch erquicken“ Matth. 11, 28
„Selig der Mensch, dem der HERR die Schuld nicht zur Last legt“ Ps. 32, 2
Gott steht eindeutig dafür, dass Entlastung geschieht. Der rote Faden des Planes Gottes mit dem Menschen hat mit Entlastung zu tun.
Zum anderen zitieren wir gut und gerne den Vers, dass Jesus uns ruft zu kommen wenn wir mühselig und beladen sind. Er will der Adressat sein für unsere Lasten. Transportieren statt deponieren.
Es macht einen Unterschied ob wir die Lasten unseres Lebens bei uns deponieren oder ob wir diese transportieren. Das Angebot Jesu steht im Raum. So wie ich Jesus kenne wird Jesus sich uns nicht aufdrängen und uns mal eben entlasten. Er lässt uns in unseren o. g. Botschaften und Haltungen zueinander leben. Diese Freiheit gönnt er uns. Er setzt auf unsere Verantwortung entlastend damit umzugehen. In diesem Vers werden wir eingeladen diese Lasten zu Jesus zu bringen, in Worte zu fassen und auszusprechen. Damit nicht allein dazu sein. Eine Einladung an alle Mütter und Väter, alle älteren Menschen die mit Gebrechlichkeiten des Lebens täglich konfrontiert sein. Auch die nach dem Sinn fragenden jungen wie älteren Menschen sind eingeladen die Last der Leere im Gebet und Aussprache Jesus vor die Füße zu „schmeißen“. Auch die Last der Entscheidung, bei so vielen Möglichkeiten der Berufswahl, hat in Jesus einen behutsamen Adressaten der den Druck raus nimmt die ultimativ richtige Entscheidung treffen zu müssen. Zu guter Letzt die Entscheidung für eine Partnerin- einem Partner ist bei Jesus gut aufgehoben. Die Aussprache ganz alleine im Gebet vor Jesus kann die Hemmungen der Scham reduzieren Worte dafür zu finden. Wer das schonmal erlebt hat wird wissen, dass der innere Druck deutlich abnimmt. Es fühlt sich leichter und gelassener an. Wenn ich noch kurz näher auf die Last, die Jesus hier anspricht, eingehen darf, ist die Last gemeint die die Gesetzeslehrer mit ihren vielen Geboten und Forderungen an die Nachfolger Jesu gerichtet haben. Die Menschen haben unter dem Joch der Forderungen der religiösen Elite gelitten. „Unzählige“ Gesetzestexte wurden dafür verfasst um die Menschen zu unterjochen. Eine Gemeinschaft kann unter solchen Umständen zu einer großen Last für den Einzelnen werden. Wenn wir uns in einem „schneller, höher und weiter“ zu Höchstleistungen drillen. Meine Erfahrung ist, dass es nicht offen angesprochen wird, aber unter dem Deckmantel des Glaubens dieser Wettbewerb durchaus spürbar ist. Das kann sich im Gottesdienst, in der Kommunikation und Haltung zu einander zeigen. Kennt ihr das? Vielleicht von anderen Gemeinden? An welchen Stellen können wir für Entlastung sorgen? Wie sieht ein Mensch aus, der Entlastung benötigt? Welche Haltung zueinander kann entlasten? Wir können als Nachfolger Jesu den Raum anbieten, dass Lasten im Gespräch mit einem offenen Ohr transportiert werden und Menschen Entlastung erleben. Dazu kann es hilfreich sein, dass ich mir beispielsweise nach dem Gottesdienst vornehme auf einen Menschen zuzugehen und ihn frage womit er sich gerade beschäftig, wo er Sorgen hat, was gerade leicht oder was schwer ist. Einfach nur zuhören, Verständnis zeigen, Mitfühlen ohne ein „Du sollst“, „Mach mal das oder jenes“. Es geht hier darum sich auf eine Stufe mit den Menschen zu stellen was auch der Wirklichkeit entspricht. Ich wage es mal zu behaupten, dass jeder Gepäck mit sich herumschleppt und es Lasten gibt, die du auf gar keinen Fall alleine schleppen solltest. Um das zu entdecken brauchen wir einander. Damit auf ein entlastendes Gemeindeleben in all seinen Farben und Facetten.
Benno Driesner