Jetzt und Hier – Vertraue dem Vater

Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.

Matthäus 6, 33-34

In unserer Zeit nehmen die täglichen Sorgen immer mehr zu und bestimmen einen großen Anteil unseres Alltags. Durch das ständige „Sorgen-machen“ verlieren wir das bewusste Wahrnehmen der Gegenwart. Wir Erwachsenen beschäftigen uns viel mit dem, was vielleicht werden kann und vernachlässigen damit das Jetzt und Hier. Diese Sorgen nehmen auch unsere Kinder wahr.

Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie und sechs Monaten des Krieges in der Ukraine stellt sich die Frage, wie die jungen Menschen in Deutschland mit den aktuellen Herausforderungen dieser Welt umgehen. In einer Jugendbefragung „Einstellungen und Sorgen der jungen Generation Deutschlands“ des Meinungsforschungsinstituts IPSOS im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt sich, dass Krieg und Klimawandel zu den größten Ängsten der Kinder und Jugendlichen gehören. Über Corona hingegen machen sich die Jugendlichen aktuell weniger große Sorgen. Umso wichtiger ist es, dass wir den Umgang mit Sorgen lernen. Die aktuelle Grundstimmung unter den Kindern und Jugendlichen mag angesichts der Vielzahl bedrohlicher Krisen nicht verwundern, muss aber alarmieren.

Viele Kinder und Jugendliche haben während der Corona-Zeit wenig Inspiration von Außen bekommen, und es fehlten ihnen Entwicklungs- und Teilhabemöglichkeiten. Zugleich haben die jungen Menschen Ängste, die wir ernst nehmen müssen. Gerade in turbulenten Zeiten ist es notwendig, vielen jungen Menschen ein sinnstiftendes und erfülltes Leben zu ermöglichen. Dies gelingt nur, wenn wir auf die Kinder und Jugendlichen hören und sie mit ihren Ängsten und Wünschen ernst nehmen. Den Umgang mit Sorgen und Ängsten müssen wir damit alle lernen. Deshalb ist es wichtig, gerade mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen, ihnen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und ihnen die Zeit zugeben, um den Stellenwert der Sorge richtig einordnen zu können. Dies ist nicht selbstverständlich und fällt uns Erwachsenen nicht immer leicht und fordert uns ebenfalls heraus.

Jesus sagt seinen Jüngern zum Thema „Sorgen“ in Matthäus 6, 25:Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Essen, Trinken und Kleidung.“ Die Aufforderung, sich nicht zu sorgen, wiederholt Jesus in zehn Versen noch zweimal. Jesus spricht sich damit ganz klar gegen Sorgen aus. Aber wieso? Essen und Trinken sind schließlich lebensnotwendig: Ist es dann nicht berechtigt, sich darum zu sorgen? Doch Jesus sagt seinen Jüngern nicht: „Ihr dürft euch sorgen, aber nur um lebensnotwendige Dinge.“ Er sagt: „Sorgt euch nicht mal um lebensnotwendige Dinge.“

Doch warum dieses Sorgen-Verbot? Zum Einen macht Jesus deutlich: Sorgen bringt nichts! Er sagt klipp und klar in Matthäus 6, 27:Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern.“ Die Sorge darüber, ob ich meinen Arbeitsplatz behalte, die Prüfung schaffe oder diesen Monat mit dem Geld über die Runden komme, löst mein Problem nicht! Ich verliere nur Lebenszeit damit. Zeit, die ich anders besser und sinnvoller nutzen könnte. Zum Anderen will Jesus unseren Blick mit seinen Worten geraderücken, denn die Frage des Sorgens ist auch eine Frage des Vertrauens. So verspricht Jesus in Matthäus 6, 32 zu seinen Jüngern:Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht.“ Jesus wertet also die Dinge, um die wir uns Sorgen machen, nicht ab. Er sagt aber: „Das sind doch nicht deine Sorgen. Lass Gott dafür sorgen!“ Die Worte Jesu machen uns Mut, dass wir uns einsetzen gegen unsere Sorgen, dass wir uns nicht erdrücken lassen.

Weiterhin fordert Jesus uns in Matthäus 6, 33 auf, nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu suchen, danach zu trachten, noch bevor wir uns um Lösungen und Auswege unserer Probleme sorgen. Damit sagt Jesus uns: „Ihr seid zu etwas viel Größerem fähig, als euch nur um Konsum und Kommerz Sorgen zu machen, um privates Glück und die Unversehrtheit des Eigenen.“ Jesus wollte nicht, dass wir uns im Alltäglichen verlieren und verschließen. So übermächtig das immer wieder werden kann, ihm ging es darum, dass wir das Große, den Rahmen unseres Lebens, die Weite der Schöpfung in unser Gefühl und Bewusstsein einbeziehen.

Unser Streben nach dem Reich Gottes ist nichts Abstraktes oder Jenseitiges, sondern es ist unsere Aufgabe, es als Wirklichkeit schon jetzt erfahrbar zu machen. Es bricht dort in unser Leben hinein, wo wir Gottes Gerechtigkeit Realität werden lassen in der Überführung der Sorge in Fürsorge. Das bedeutet nicht, blauäugig durch unser Leben zu laufen, Scheuklappen aufzusetzen und Sorgen der Realität zu verdrängen. Im Gegenteil: Die Sorgen sind da, an jedem Tag. Aber Vertrauen in Gottes Fürsorge zu haben, hilft uns, mit unseren gegenwärtigen Sorgen gelassener umzugehen.

Damit hat Gott in uns die Fähigkeit hineingelegt, uns für sein Reich und seine Gerechtigkeit zu interessieren und einzusetzen. Er traut es uns zu, aus der Spirale des ewigen „Sich-Sorgen“ auszubrechen und diese Energie, die wir sonst in schlechte Gedanken, in Herzklopfen und Aufregung, in Tränen und Stirnrunzeln legen, umzusetzen in Liebe, Zuwendung und Fürsorge. Uns dem Hier und Jetzt zu widmen, inne zu halten, einander wahrzunehmen und uns gegenseitig in den Höhen und Tiefen des Alltags zu unterstützen. Unsere Sorgen in die Hände unseres Vaters zu legen, darf uns Mut und Hoffnung geben und uns sorglos nach vorne blicken lassen. Denn der Herr gibt uns in der Bibel die Zusagen, dass er uns in allem beistehen wird. Darauf dürfen wir vertrauen!

Alex Janzen